Die Mühlen am Kalserbach
Entlang eines schönen Weges kannst du durch die Mühlen wandern und den Mühlengebäuden mit ihren Wasserzuläufen näherkommen. Die fünf erhaltenen Stockmühlen wurden in Fließrichtung entlang eines Hanges in wechselnden Abständen errichtet. Sie tragen die Vulgo-Namen ihrer Besitzer Pahl, Platzer, Oberfinger, Kerer und Hofer/Uhl.
Geschichte der Stockmühlen
Die Stockmühle, unter Einheimischen gerne auch Flottermühle genannt, stellt die älteste Form der Wassermühle dar. Nach heutigem Wissen wurde dieser Getreidemühlentyp wahrscheinlich in den Hochgebirgsregionen Kleinasiens erfunden. Wann und durch wen sich die Stockmühlen in Kals verbreitet haben, ist nicht bekannt. In der jetzigen Form dürften sie etwa 250 bis 300 Jahre alt sein.
Mitte des 20. Jhd. gab es im Kalsertal noch 56 Mühlen, so die Aufzeichnungen in der Dorfchronik. Durch die Umstellung vom Ackerbau auf Viehzucht vor etwa 50 Jahren wurden die arbeitsamen Rad- und Stockmühlen plötzlich nutzlos und demzufolge dem Niedergang preisgegeben. Der Verfall dieser Jahrhunderte alten bergbäuerlichen Kleinode schritt rasch voran und wurde zudem durch die großen Hochwasserereignisse in den Jahren 1965 und 1966 beschleunigt. Aber auch die unzähligen kleinen Äcker und die goldgelben Getreidefelder mit den Harpfen verschwanden aus dem vielfältigen Landschaftsbild.
Trotzdem gelang es auf Initiative eines Kalser Urlaubsgastes, Fritz Börstling, in Zusammenarbeit mit einigen einheimischen Mühlenbesitzern, die letzten Stockmühlen am Dorferbach für die Nachwelt zu erhalten. Mit wenig Mitteln, aber viel Einsatz konnten die allernotwendigsten Sicherungsarbeiten durchgeführt werden. Einige Jahre später wurde es den Eigentümern möglich, die umfangreiche Restaurierung der einzelnen Mühlen durch Unterstützung des Nationalparks Hohe Tauern zu erleichtern. Welche Geltung dieser Weitblick und die Mühe für die ländliche Kultur hatte, lässt sich erahnen, denn es sind die letzten Stockmühlen in ganz Tirol.
Seit Jahrhunderten von der Kraft des Kalserbaches betrieben
Wasserbetriebene Anlagen gibt es seit Jahrtausenden. So leicht hingesagt kommt allerdings nicht zum Ausdruck, dass es für deren Erfindung eine ordentliche Portion Genie und technisches Geschick gebraucht hat. Denn wie setzt man die dahinströmende, dahinsprudelnde Energie in nützliche Dreh-, Auf- und Ab- und Hin- und Herbewegungen um?
Entgegen der landläufigen Meinung haben wir es bei der Stockmühle keineswegs mit einer Primitiv-Technik zu tun. Vielmehr diente das Funktionsprinzip der horizontalen Wassermühle als Grundlage für die Entwicklung der ersten einsatzfähigen Turbine durch Benoit Fourneyon
(1802- 1867).
Das Wasserrad liegt horizontal an der Unterseite der Welle, des sogenannten „Stockes“. Dieser steht vertikal und ist ohne Getriebe direkt mit dem Läuferstein, dem oberen Stein des Mühlsteinpaares, verbunden. Das Lager und mit ihm die gesamte Welle mit Wasserrad und Läuferstein kann über eine Hebelmechanik angehoben werden; so kann der Abstand zwischen den Steinen und somit die Feinheit des Mehls eingestellt werden.
Stockmühlen sind regelrechte Wasserverschwender. Sie wurden daher vorwiegend dort gebaut, wo viel Wasser und hohes Gefälle vorkam. Damit war der Kalserbach ein idealer Standort für die Stockmühlen.
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Kalser Stockmühlen in Betrieb
Im Gegensatz zu anderen Orten, in denen man Mühlen in Museen aufbewahrt, stehen die Stockmühlen in Kals noch an ihrem Geburtsort und dienen heute als kulturelle Schauobjekte. Sie sind noch mit Leben erfüllt, denn über die Sommermonate finden Schauvorführungen statt.
Erlebe in diesem Video wie das jahrhundertealte Getreidemahlen in den Kalser Stockmühlen funktioniert.